Noch bis vor wenigen Jahrzehnten war es für Herren in den meisten gesellschaftlichen Schichten absolut undenkbar, zu feierlichen Anlässen oder in der Arbeit keinen Anzug anzuziehen. So wie Handwerker und Arbeiter während ihrer Tätigkeit ihre Arbeitsuniformen trugen, genau so war es für Angestellte, Beamte und Selbstständige völlig ausgeschlossen, unter der Woche etwas anderes zu tragen als einen mehr oder weniger vornehmen Anzug.
Ähnliches galt für besondere Anlässe wie einer Geburtstagsfeier, Beerdigung oder Hochzeit. Selbst Studenten und Schüler höherer Schulen erschienen zu den Lehrveranstaltung grundsätzlich in gehobener Kleidung. Und auch bei Abendvergnügungen wie dem Kinobesuch, dem Theater oder im Restaurant trug man nahezu ausnahmslos wie selbstverständlich einen Anzug.
Die Auflockerung der Kleidungsordnung
Erst in der Zeit nach dem Krieg, vor allem im Zuge der 68er Bewegung wurde die Kleiderordnung für Herren nach und nach ein wenig lockerer und unverbindlicher. Gerade im Zuge der Studentenbewegung Ende der 60er Jahre, in welcher Konventionen und Zwänge der vorigen Generationen kritisch hinterfragt und offener Kritik ausgesetzt wurden, stellte man auch die überholten und aus Sicht der jüngeren Menschen spießige Kleidungsregeln der Vergangenheit in Frage.
Es wurde immer populärer, in der Arbeit oder in der Universität in Freizeitkleidung zu erscheinen. Man erinnere sich nur an die Mitglieder der "Grünen", die Anfang der 80er selbstbewusst und ohne falsche Scham in
Jeans und Turnschuhen den Bundestag besetzten, statt wie die etablierten Parteien in grauen Anzügen zu den Versammlungen zu erscheinen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich der
Dresscode in allen Schichten der Gesellschaft dann immer mehr gelockert -
der Herrenanzug ist zwar noch lange nicht aus dem männlichen Bekleidungsrepertoire verschwunden, doch er ist schon lange nicht mehr das Zentrale Kleidungsstück für Herren. In vielen Berufen haben sich andere Dresscodes durchgesetzt und auch in Freizeit und Abendgestaltung ist er längst nicht mehr obligatorisch. Dennoch gibt es auch heute noch eine relativ breite Auswahl von Anzügen, die jeweils zu ganz verschiedenen Anlässen passend sind.
Wie lassen sich moderne Anzüge für Herren grob unterteilen?
- dezente und zurückgenommene Arbeitsanzüge für die berufliche Tätigkeit
- elegante Anzüge aus edlen Materialien für feierliche Anlässe und für gediegene Abendgesellschaften
- locker-legäre Freizeitanzüge für ungezwungene Anlässe
Welcher Anzug ist in welcher Situation angemessen?
Je nach dem, welches Berufsbild Sie ausüben, kann das Tragen eines Anzugs in Ihrem Berufsfeld obligatorisch oder vollkommen unüblich sein. Wenn Sie beispielsweise in einer Bank arbeiten oder selbstständiger Geschäftsführer einer Firma sind, gehört es bis heute zum guten Ton, in gehobener Kleidung zu erscheinen. In diesem Kontext sind zurückgenommene und schlichte Anzüge wie z.B. hier von Drykorn angemessen, die aber trotzdem ein gewisses Stilbewusstsein verraten und dabei weder aufdringlich noch übertrieben wirken.
Ausgefallene Farben und flippige Krawatten sind hier eher unpassend. Zu feierlichen Anlässen muss man von Fall zu Fall entscheiden, ob ein Anzug angemessen ist oder nicht. Bei einer zwanglosen Geburtstagsparty unter alten Freunden kann man damit ein wenig "overdressed" sein, auf einer Hochzeitsfeier, einem Vereinsjubiläum oder einer Trauerzeremonie ist es vielleicht eher im Sinn des Anlasses, mit einem jeweils passenden
Anzug zu erscheinen. Die Unterscheidung ist nicht immer einfach und die Grenzen sind fließen. In der Freizeit hat sich in den letzten Jahren ein kleiner Wandel vollzugen - war es in den 80er und 90er Jahren für Herren völlig normal, in der Freizeit in Jeans, Sneakers und Pulli herumzulaufen, so sieht man in den letzten Jahren wieder verstärkt Männer in lässigen Freizeitanzügen. So ändern sich die Mode und der Zeitgeist stetig.